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15.09.21 –
Gab es auch hier jüdische Mitbürger? Und was ist Ihnen in der Nazizeit widerfahren? Das fragte ich mich, seit ich nach Schongau gekommen war. Die Antwort gab Ende 2019 ein Aufsatz von Luitpold Braun sen. im Jahrbuch des Historischen Vereins: eine Familie, die Kuglers, wohnte und arbeitete einst mitten in Schongau, das damals circa 2000 Einwohner zählte. Die beiden Söhne entkamen der Verfolgung durch Flucht nach Frankreich, die Eltern wurden enteignet, umgesiedelt, schließlich deportiert und umgebracht.
Ich halte es für unbedingt nötig, an all das unbeschreibliche Unrecht zu erinnern, das unter dem Regime der Nationalsozialisten zahllosen Menschen angetan wurde. Dem perfiden terroristischen System entrann fast niemand, auch nicht in Schongau. Es ist unsere Pflicht, an das Schicksal der Familie Kugler zu erinnern, ihre Namen nicht zu vergessen, in einer Zeit, in der der Holocaust von einigen noch immer geleugnet oder als Bagatelle abgetan wird, deutliche Zeichen gegen Unmenschlichkeit zu setzen,
Deshalb mein Antrag vom 15.12.2019: ein würdiges Gedenken an der ehemaligen Wohnadresse der Familie, am Marienplatz, wo gestern in feierlichem Rahmen vier „Stolperseine“ verlegt wurden. Es sind die ersten in unserem Landkreis, der sicherlich noch viele weitere jüdische Opfer zu beklagen hat.
Extra aus Südamerika angereist war Michel Kugler, ein Enkel der geflüchteten Söhne Kugler, der durch die Berichterstattung im Internet über Aufsatz, Antrag und Beschluss aufmerksam geworden war und Kontakt aufgenommen hatte. Alle Anwesenden waren sehr berührt. Auch wenn nichts ungeschehen gemacht werden kann ... die Familie Kugler ist wieder zurück in Schongau.
Bettina Buresch
Fraktionsvorsitzende Die Grünen
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