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09.03.22 –
Die Notwendigkeit zu Klimaschutz und Klimawandelanpassung ist weiterhin unbestritten. Erinnert sei nur an den Verfassungsgerichtsbeschluss vom 29. April 2021, der der jungen Generation eine stärkere Position in dieser Frage in der Gesellschaft einräumt, die Hochwasserkatastrophen des Sommers und die Glasgower Klimakonferenz im November, die die beabsichtigten Obergrenzen für die globale Erwärmung bestätigt hat. Auch die neue Bundesregierung plant hier mehr als die alte und die Fridays for Future sind weiterhin aktiv.
Wichtige Punkte, die in Weilheim erreicht wurden
Wir haben mit Frau Segerer seit dem Sommer 2021 eine Klimamanagerin. Seitdem ist die Arbeit im Klimaausschuss wesentlich effektiver geworden, da sorgfältig vorbereitete Vorlagen aus der Stadtverwaltung kommen.
Ein Energienutzungsplan wird derzeit erstellt und wird im Sommer 2022 vorliegen. Daran wird sich die
Erarbeitung eines Klimaschutzkonzepts für die Stadt anschließen.
Der Agenda-Arbeitskreis „Umwelt, Klima, Energie“ ist sehr fleißig und hat im Herbst zusammen mit der
Klimamanagerin eine Befragung zum Klimaschutz in der Bevölkerung durchgeführt.
Der Stadtbusverkehr wird seit Januar 2022 mit elektrischen Bussen durchgeführt.
Für den Neubau der Turnhalle des Gymnasiums wurde eine PV-Fassade beschlossen, dank der
Hartnäckigkeit der Agenda und von Brigitte Gronau.
Wichtige Ziele für die vor uns liegende Zeit
Erste konkrete Schritte für den Aufbau eines Fernwärmenetzes sind in die Wege geleitet. Ein Fernwärmenetz
ist vermutlich die beste Strategie zur Wärmewende in der Stadt.
Das Fahrradkonzept muss mit Leben erfüllt werden.
Aus dem Forschungsvorhaben KARE erwarten wir erste Starkregenrisiko-Karten für das Stadtgebiet. Wenn
hier eindeutig Risikogebiete identifiziert werden sollten, dann muss das allerdings auch Konsequenzen haben
bei der Festlegung von Bebauungsplänen. Langfristig muss es in Richtung „Schwammstadt“ gehen
(Dachbegrünung, Versickerungsflächen, etc.).
Eine Lösung zur Beendigung des Torfabbaus im Weilheimer Moos steht noch aus. Da wir in manchen
Bereichen nicht vollständig von der Verwendung fossiler Brennstoffe wegkommen werden, brauchen wir
langfristig Kompensationsflächen wie den Stadtwald oder eben das Weilheimer Moos. Trockengelegte
Moorflächen, die ca. 25 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr emittieren, sind da kontraproduktiv.
Das Ziel der Klimaneutralität für Weilheim bis zum Jahr 2035 besteht weiterhin und erscheint bilanziell auch
erreichbar. Die Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren im bundesweiten Strommix, Fernwärme, neue
Antriebsarten im Verkehr und klimafreundliche Baustoffe sind zusammen mit den individuellen Maßnahmen
der einzelnen Bürger die Bausteine dafür.
Kulturwandel nötig
Es ist zum Erreichen des Klimaziels aber auch ein Kulturwandel nötig.
Unsere bisherige Lebensweise hat zu den vor uns liegenden Problemen geführt. Ein weiter so mit nur kleinen
Korrekturen wird die Probleme nicht lösen. Umdenken wird in manchen Bereichen notwendig sein.
Nehmen wir mal die Stadt- und Verkehrsplanung als Beispiel. Und hier das in den letzten Jahren entstandene
Gewerbegebiet Achalaich. Die Anlage eines solchen Gewerbegebiets vor den Toren der Stadt folgte einer 89
Jahre altem Vorgabe: der Charta von Athen, die die strikte Trennung von funktionalen Einheiten in einer
Stadt vorsah. Das war zwar damals sehr modern, aber heute sehen wir, dass es z.B. erhebliche
Verkehrsströme verursacht. Auch bei Achalaich sehen wir die Verkehrsprobleme:
- für Fußgänger liegt das Gewerbegebiet zu weit von der Stadt weg
- einen Radweg dorthin auszuweisen, macht Probleme
- für den stadteigenen ÖPNV liegt es außerhalb des „Konzessionsgebiets“.
Also bleibt nur das Auto, selbst für Weilheimer die dort arbeiten. Das kann nicht das letzte Wort in unserer
Stadtplanung gewesen sein.
Seit 2007 wird international an der Charta von Leipzig gearbeitet, die genau diese strikte Trennung wieder
aufhebt und eine Stadt der kurzen Wege als Ziel hat. Dem hat die Bundesregierung 2017 z.B. mit der
Definition von „Urbanen Gebieten“ (§§ 6a und 17 (1) der BauNVO) Rechnung getragen. 2020 ist eine
Neufassung der Leipziger Charta von den für Stadtentwicklung zuständigen Ministerinnen und Ministern der
EU und einiger Partnerstaaten beschlossen worden. Sie sieht die Stärkung einer integrierten,
gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung vor, um den Umbau hin zu zukunftsfähigen Städten zu schaffen
(siehe auch die Möglichkeiten, die § 165 BauGB gibt).
Diese Ziele und Prinzipien sollten uns auch in Weilheim bei der zukünftigen Stadt- und Bauplanung leiten.
Neben Pflanzlisten sollten in Bebauungsplänen auch Baustoffempfehlungen mit aufgenommen werden:
Holz, Lehm und Stroh eignen sich für bestimmte Gebäudeteile ebenso wie die klimaschädlichen Stoffe auf
Zementbasis. Auch an eine sinnvolle Weiterverwendung der Baustoffe bei einem späteren Abbruch sollte
gedacht werden (daraus sollte nicht nur Straßenschotter und Brennmaterial werden). Die Ausarbeitung der
Weilheimer Baucharta war nur ein erster Schritt in diese Richtung.
Eine Stadt der kurzen Wege wird auch einen Beitrag leisten zu einem reduzierten Verkehr, zu einem
reduzierten Flächenverbrauch, zum Erhalt der Umwelt um unsere Stadt herum und zur Bewahrung der noch
vorhandenen Biodiversität.
Prof. Dr. Stefan Emeis
www.merkur.de/lokales/weilheim/weilheim-ort29677/arbeit-an-der-stadt-der-kurzen-wege-91381184.html
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