Grüne Weilheim Obb.

KV Weilheim-Schongau

Jahresbericht Umwelt und Klima 2022

17.02.23 –

Jahresbericht Umwelt und Klima 2022 (Download als PDF)


Die Notwendigkeit für Umwelt- und Klimaschutz besteht weiter. Extreme Wetterentwicklungen wie der sehr trockene Sommer 2022 in Deutschland und auch der extrem warme Jahreswechsel in dieses Jahr hinein betonen die Dringlichkeit. Die russische Aggression in der Ukraine hat weitere Nachteile einer Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen deutlich werden lassen. Eine schnelle Reduktion dieser Abhängigkeit dient somit nicht nur dem Klimaschutz sondern auch der nationalen Unabhängigkeit und Sicherheit.

Was 2022 in Weilheim erreicht wurde

Der Energienutzungsplan liegt vor. Die notwendigen Zahlen sind somit auf dem Tisch. In diesem Zusammenhang geht mein Dank an unsere Klimaschutzmanagerin Katharina Segerer, die bereits erste Umsetzungsmaßnahmen wie das Klimanetzwerk der Weilheimer Unternehmen anschiebt. Ein Solarinfoabend für Bürger im Rathaus am 12. Januar 2023 war völlig überfüllt, so dass ein zweiter Termin angesetzt werden musste. Ein erster Fahrplan für den Ausbau von Photovoltaik auf den städtischen Liegenschaften ist mittlerweile in den Gremien. Aber sie wird diese Umsetzung nicht alleine bewerkstelligen können. Alle künftigen Aktivitäten dieses Stadtrates sollten den Energienutzungsplan im Blickfeld haben und ihn bei Entscheidungen mit berücksichtigen.

Das Parkhaus Krumpperstraße ist endgültig beschlossen. Neben den notwendigen Garagen für unsere Feuerwehr wird es die erste Ausbaustufe unserer städtischen Wärmeversorgung beherbergen. Die städtische Wärmeversorgung ist ein unabdingbarer Baustein auf dem Weg in die Klimaneutralität. Weitere Ausbaustufen (Energiezentrale Kranlöchl etc.) sind in der Planung und dringend notwendig. Dass ein Parkhaus nahe der Weilheimer Innenstadt letztlich den Autoverkehr in der Stadt befördert, ist aus meiner Sicht ein Nachteil, der aber in diesem Falle durch den Nutzen für die Feuerwehr und den Startschuss für das Weilheimer Wärmenetz aufgewogen wird.

Ein Pluspunkt für die Umwelt ist das mehrheitliche Votum der Weilheimer gegen jegliche Umfahrungsstraßen. Dieses Votum bewahrt die Umwelt um unsere Stadt herum, die wir aus vielerlei Gründen brauchen: Land- und Viehwirtschaft, Biodiversität, Energieerzeugung, und natürlich zur Erholung. Zugleich ist es ein Beitrag zur Treibhausgasreduzierung, denn eine neue Straße hätte allen bisherigen Erfahrungen nach neuen zusätzlichen Verkehr bedeutet. Das Ziel muss aber aus Klimaschutzgründen weniger motorisierter Individualverkehr sein.

Was 2023 und in den darauffolgenden Jahren auf der Tagesordnung stehen sollte

Die CO2-Bilanz für Weilheim für 2019, die uns Frau Segerer vorgelegt hat, sagt: 15000 t CO2 aus trockengelegten Moorflächen ( 9,5 %)

35850 t CO2 für Verkehr                                       (22,6 %)

38718 t CO2 für Stromverbrauch                         (24,4 %)

68832 t CO2 für Wärme                                        (43,5 %)

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158400 t CO2-Emissionen insgesamt (6,9 t pro Einwohner). Dazu kommen Konsum und Bautätigkeit (sogenannte graue Energien), die sich nur schwer quantifizieren lassen. Letztlich liegen wir in der Nähe von oder etwas über 10 t pro Einwohner und damit nahe dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Wir stehen deshalb vor folgenden Aufgaben:

  • Der kleinste Anteil, der eine relativ klar umrissene Maßnahme erfordert, ist die Wiedervernässung der trockengelegten Moorflächen, um eine weitere Zersetzung und Ausgasung des noch im Boden befindlichen trockenen Torfs zu verhindern. Die Zersetzung von trockenem Torf, der noch im Boden ist, ist das Problem, nicht der geringfügige Abbau von Torf. Das steht so bereits im Wesentlichen im Weilheimer Flächennutzungsplan von 2012 (wo auf S. 90 u.a. die

Sanierung des gestörten Wasserhaushalts im Weilheimer Moos für den Klimaschutz gefordert wird) und noch viel deutlicher in der Nationalen Moorstrategie der Regierung von 2022.

  • Der zweite Anteil betrifft den Verkehrssektor, in dem bisher fast keine Erfolge erzielt wurden. Das erarbeitete Radwegekonzept muss jetzt umgesetzt werden, um den fossil getriebenen Individualverkehr zu reduzieren. Dazu gehört nach meiner Meinung auch, dass keine weiteren innerstädtischen Parkhäuser errichtet werden, auch wenn solche im derzeit geltenden Parkraumkonzept der Stadt erwähnt werden. Innerstädtische Parkhäuser erleichtern den Individualverkehr und schaffen damit die falschen Anreize. Vielmehr sollte angestrebt werden, mehr Wohnungen im Stadtgebiet bereitzustellen, um den Berufsverkehr zu reduzieren. Neue Baugenehmigungen sollten dabei nur im Rahmen der Verdichtung der bestehenden Bebauung erteilt werden, Ausweisungen im Umland vermieden werden. Das entspricht der Charta von Leipzig, die von der EU als richtungsweisend akzeptiert wurde. Zudem sinkt - statistisch gesehen

- der Energieverbrauch pro Kopf mit zunehmender Bebauungsdichte. Nachverdichtung ist somit nicht nur Umweltschutz sondern auch ein Beitrag zum Klimaschutz. Und, je dichter und konzentrierter die Bebauung, desto rentabler lassen sich ÖPNV und zentrale Wärmenetze betreiben. All das würde einer Zersiedelung unserer schönen Umgebung entgegenwirken.

Die Verdichtung muss aber mit Dach- und Fassadenbegrünungen und einer Entsiegelung nicht bebauter Flächen einhergehen. Das verbessert das Stadtklima, reduziert die städtische Wärmeinsel und verringert die Überflutungsgefahr bei Starkregen (Schwammstadtprinzip). Die Ergebnisse des Forschungsvorhaben KARE werden uns hier helfen, durch Überflutung nach Starkregen besonders gefährdete Flächen im Stadtgebiet zu identifizieren.

  1. Beim dritten Anteil, dem Defossilisieren der Stromerzeugung sind wir auf einem guten Weg. Einerseits steigt der Anteil der Erneuerbaren Energien am bundesweiten Strommix jedes Jahr weiter an. Andererseits investieren Bürger und Investoren in weitere PV-Anlagen. Durch die Förderung von Stecker-PV-Anlagen (Balkonkraftwerken) hilft die Stadt ihren Bürgern. Da wir in Weilheim in einer sehr sonnenscheinreichen Gegend leben, sind Freiflächenanlagen im Umland nicht nur von lokalem sondern auch von überregionalen Interesse. Technologien, die eine gleichzeitige landwirtschaftliche Nutzung zulassen, sind anzustreben. Die Stromerzeugung muss durch intelligente Speichertechnologien ergänzt werden (Batterien, Wärme, Wasserstoff, etc.).
  2. Der vierte und letzte Anteil ist der größte: die Wärmeversorgung. Hier setze ich große Hoffnung auf die geplante Fernwärmeversorgung. Private Solarkollektoren auf den Dächern,

(Erd-)Wärmepumpen und gute Dämmungen können und sollten das ergänzen. Nicht nur wegen des Klimas sondern auch wegen der stark gestiegenen Gaspreise müssen wir rasch von der erdgasbasierten Wärmeerzeugung weg.

Fazit

Also, es zeichnen sich eine Reihe von Lösungsmöglichkeiten ab. Wir müssen es jetzt aber auch anpacken. Die Stadt kann es durch eine Klimaschutzstrategie, richtig formulierte Flächen- und Bebauungspläne, Fernwärmeausbau, den Stadtbus und Radwegenetze befördern, aber sehr vieles werden die Bürger selber tun müssen. Aktionen wie Klimafrühling oder Stadtradeln tragen zur Bewusstseinsbildung bei. Zum Klimaschutz sollte jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten beitragen. Einfach sitzenzubleiben, nichts zu tun und stur an bisherigen Ansichten festzuhalten ist in meinen Augen kein Beitrag zum Klimaschutz.

Stefan Emeis, Januar 2023

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