Montags-Demos bis zu den Landtagswahlen

In Bayern müssen gut 800 Mitarbeiter der Telekom wegen der geplanten Zusammenlegung von Standorten in den kommenden Jahren umziehen. Geschlossen werden sollen die Standorte Passau (50 Mitarbeiter), Ansbach (100), Bad Kissingen (105), Würzburg (105), München (400) und Weilheim (60). Am gestrigen Montag  wurden deswegen Aktionen in Ansbach, Nürnberg, Würzburg, Bad Kissingen, Traunstein, Weilheim, München, Bayreuth und Bamberg durchgeführt.

In Weilheim versammelten sich gut 50 Personen zu einer 30 minütigen Solidaritätskundgebung auf dem Telekom-Gelände an der Bahnhofstraße.

Betriebsrätin Anni Eiler ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass die Belegschaft schon lange erkannt habe, von der Telekom als reine Verfügungsmasse behandelt zu werden. Durch den beabsichtigten Wechsel nach Kempten werde deutlich, „...nicht mehr die sozialen Auswirkungen der Beschäftigten und ihrer Familien stehen im Vordergrund, sondern der radikale ökonomische Zugriff auf die Arbeitskraft Mensch." ver.di-Vertreter Rudolf Hochenauer vertrat die Auffassung, die Belegschaft werde Opfer einer Marktwirtschaft, die das Soziale längst aufgegeben habe. In anonymen Konzernhierarchien ist für die Manager nur noch der Kurswert eines Unternehmens das Maß aller Dinge. Was es für die Familien der zumeist weiblichen Beschäftigten bedeute, täglich vier Stunden Fahrzeit von und nach Kempten auf sich zu nehmen, interessiere niemanden dieser Herren. Der katholische Betriebsseelsorger Erwin Helmer mahnte, „Wirtschaftlichkeit ohne Verantwortung droht auf die Stufe eines primitiven Kapitalismus abzusinken!" 

Die Landtagskandidatin der Grünen, Gabriela Seitz-Hoffmann meinte, in der Telekom herrscht offenbar das Prinzip der „organisierten Verantwortungslosigkeit". Neben den ökologischen Auswirkungen der geplanten „Standortkonzentration" bleibe offen, warum ein Call-Center - technologisch betrachtet - seinen Dienst nach Kempten konzentrieren müsse.

Von den beiden Mitgliedern aus dem Weilheimer Stadtrat meldete sich Uta Orawetz (CSU) zu Wort und äußerte große Sympathie für die Betroffenen. „Dass sage sie trotz ihres Status als Arbeitgeberin in einem örtlichen Reisbüro", denn „den Umgang mit den MitarbeiterInnen durch die Telekom vor Ort halte ich für unsozial!" 

Ausdrücklich erwähnt werden müssen an dieser Stelle auch die geplanten Veränderungen im Teilbereich Netzzentren. Dort trifft es bis zu 9 Mitarbeiter. Ihr Weilheimer Arbeitsplatz verlagert sich nach München und durch arbeitsvertragliche Finessen werden sie zukünftig bei längerer Arbeitszeit weniger verdienen, wie ein Betroffener versicherte.

 ah

 Leserbrief v. Alfred Honisch (Stadtrat)